Die Intelligenz des Kevin Grokreutz

December 2024 · 4 minute read

Mirko Slomka und Jürgen Klopp dürften sich nichts sehn­li­cher her­bei­ge­wünscht haben als den Anpfiff. Beide waren die Debatten der ver­gan­genen Woche sicht­lich Leid: Auf der einen Seite hieß es mal wieder Mirko Slomka gegen Jörg Schmadtke, auf der anderen Seite legte sich Jürgen Klopp mit Jupp Heyn­ckes und dem chi­ne­si­schen Volk an. Am Samstag um 15.30 Uhr stand end­lich wieder der Fuß­ball im Mit­tel­punkt. Gegen Han­nover 96 schonte Jürgen Klopp Lukasz Piszczek und Mario Götze, dafür begannen Julian Schieber und Kevin Groß­kreutz.

Han­nover kraft- und lustlos

Von Beginn an hatten die Dort­munder die Domi­nanz über das Spiel. Han­nover star­tete denkbar schlecht: Das Team ging ohne Druck vor. Die Spieler ließen sich tief fallen und konnten dadurch kei­nerlei Zugriff auf das Mit­tel­feld erlangen. Allen­falls Pinto schaffte es ab und an, Sebas­tian Kehl unter Druck zu setzen. Meis­tens blieb Dort­mund aber genug Zeit, das eigene Spiel auf die Außen zu ver­la­gern.

Hier hatte Dort­mund die totale Domi­nanz. Weder Didier Ya Konan (33% gewon­nene Zwei­kämpfe) noch Kon­stantin Rausch (40%) konnten die Dort­munder Außen­ver­tei­diger bei ihren offen­siven Vor­stößen stören. Auch nach vorne blieben die beiden voll­kommen blass, so wie ihr gesamtes Team. Gerade einmal 70% ihrer Pässe brachten die Han­nover in Halb­zeit eins zum Mann.

Die schwache Han­no­ve­raner Leis­tung konnten ins­be­son­dere zwei Spieler aus­nutzen, die auf unge­wohnten Posi­tionen zum Ein­satz kamen: Robert Lewan­dowski konnte als nomi­neller Zehner seine Dynamik und Umtrie­big­keit ein­setzen. Er war überall zu finden; mal schaffte er Über­zahlen auf dem Flügel, mal stieß er in die Spitze vor. Kein Han­no­ve­raner fühlte sich wirk­lich zuständig für den Tor­jäger. In seiner etwas tie­feren Rolle konnte er dyna­misch in den Sechs­zehner starten, so wie vor dem 0:1 (8.). Anpas­sungs­schwie­rig­keiten hatte er keine, schließ­lich hatte er diese Rolle in seinen ersten zwei Jahren beim BVB regel­mäßig gespielt.

Kevin Groß­kreutz kann überall spielen

Ebenso wenige Anpas­sungs­schwie­rig­keiten hatte Kevin Groß­kreutz. Gegen Glad­bach trat er noch als Außen­stürmer auf, wenige Tage später gegen Bayern spielte er im zen­tralen Mit­tel­feld, nun musste er als Rechts­ver­tei­diger ran. Auch wenn über seinen Intel­lekt zahl­reiche Witze kur­sieren, weist er als Fuß­baller eine enorme Spiel­in­tel­li­genz auf. Kaum einer kann sich so schnell an neue Rollen und Situa­tionen anpassen. In dieser Partie war Groß­kreutz auf der rechten Flanke der Antreiber seiner Mann­schaft. Er hatte die dritt­meisten Ball­kon­takte aller Spieler, nur Subotic und Kehl konnten mehr ver­bu­chen. Zusammen mit Blaszc­zy­kowski sorgte er auf der rechten Seite für Alarm. Er berei­tete beide Tore des BVBs vor.

Von Han­nover war wenig zu sehen. Aus dem Spiel heraus brachten sie kaum Angriffe über mehr als zwei Sta­tionen zustande. Ein Stan­dard musste für den Anschluss­treffer her­halten, Mohammed Abdel­laoue staubte nach einem Fehler von Felipe San­tana ab (41.). Es war bereits der zwölfte Han­no­ve­raner Sai­son­treffer nach einer Ecke oder einem Frei­stoß, nur Glad­bach traf öfter nach ruhenden Bällen.

Doch ein wirk­li­ches Auf­bäumen gab es nicht. Vor allem die linke Han­no­ve­raner Seite war voll­kommen abge­meldet. In der Pause ver­suchte Slomka diese Flanke zu beleben, doch die Ein­wechs­lung Schmie­de­bachs brachte kei­nerlei Ver­bes­se­rung. Er hatte ebenso wenig Ball­kon­takte wie sein Vor­gänger Rausch in Halb­zeit Eins. Pha­sen­weise war er kom­plett abge­meldet; zwi­schen der 62. und der 85. Minute spielte er keinen ein­zigen Pass. Dies unter­streicht aber­mals die Leis­tung von Groß­kreutz, der beide vor­bild­lich aus dem Spiel nahm.

Han­nover nach der Pause besser, aber nicht gut

Auch wenn die linke Seite weiter schwach blieb, war Han­nover ins­ge­samt nach der Pause leben­diger. Slomka schien seine Männer etwas wach­ge­rüt­telt zu haben. End­lich pressten die Han­no­ve­raner. Sergio da Silva Pinto und Rechts­ver­tei­diger Sofian Chahed nahmen nun höhere Rollen ein und setzten den Dort­mun­dern früher zu. Han­nover gestal­tete das Spiel nun aus­ge­gli­chener, Chancen gab es für Han­nover aber kaum.

Statt­dessen ent­standen nun Kon­ter­räume für die Dort­munder. André Hoff­mann war im Mit­tel­feld auf sich alleine gestellt. Schieber und Lewan­dowski besetzten den Raum neben ihm. Dort­mund kam ver­mehrt zu Mög­lich­keiten nach langen Bällen. Nach der Ein­wechs­lung von Mario Götze (64. für Marco Reus) legte der BVB sein Offen­siv­spiel zen­traler an, wodurch sie die Frei­räume im Zen­trum noch besser nutzen konnten.

Spä­tes­tens nach dem 3:1 von Schieber (72.) war das Spiel vorbei. Dort­mund gewinnt das Spiel ver­dient und hätte das Ergebnis ange­sichts eines Schuss­ver­hält­nisses von 23:6 noch höher gestalten können. Der BVB musste dabei nicht mal höchstes Tempo gehen, ihr berühmt-berüch­tigtes Gegen­pres­sing ließen sie lange Zeit in der Schub­lade. Die Körner, die sie sparen konnten, werden ihnen gegen Schachtar Donezk am Dienstag sicher helfen.

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