
Mirko Slomka und Jürgen Klopp dürften sich nichts sehnlicher herbeigewünscht haben als den Anpfiff. Beide waren die Debatten der vergangenen Woche sichtlich Leid: Auf der einen Seite hieß es mal wieder Mirko Slomka gegen Jörg Schmadtke, auf der anderen Seite legte sich Jürgen Klopp mit Jupp Heynckes und dem chinesischen Volk an. Am Samstag um 15.30 Uhr stand endlich wieder der Fußball im Mittelpunkt. Gegen Hannover 96 schonte Jürgen Klopp Lukasz Piszczek und Mario Götze, dafür begannen Julian Schieber und Kevin Großkreutz.
Hannover kraft- und lustlos
Von Beginn an hatten die Dortmunder die Dominanz über das Spiel. Hannover startete denkbar schlecht: Das Team ging ohne Druck vor. Die Spieler ließen sich tief fallen und konnten dadurch keinerlei Zugriff auf das Mittelfeld erlangen. Allenfalls Pinto schaffte es ab und an, Sebastian Kehl unter Druck zu setzen. Meistens blieb Dortmund aber genug Zeit, das eigene Spiel auf die Außen zu verlagern.
Hier hatte Dortmund die totale Dominanz. Weder Didier Ya Konan (33% gewonnene Zweikämpfe) noch Konstantin Rausch (40%) konnten die Dortmunder Außenverteidiger bei ihren offensiven Vorstößen stören. Auch nach vorne blieben die beiden vollkommen blass, so wie ihr gesamtes Team. Gerade einmal 70% ihrer Pässe brachten die Hannover in Halbzeit eins zum Mann.
Die schwache Hannoveraner Leistung konnten insbesondere zwei Spieler ausnutzen, die auf ungewohnten Positionen zum Einsatz kamen: Robert Lewandowski konnte als nomineller Zehner seine Dynamik und Umtriebigkeit einsetzen. Er war überall zu finden; mal schaffte er Überzahlen auf dem Flügel, mal stieß er in die Spitze vor. Kein Hannoveraner fühlte sich wirklich zuständig für den Torjäger. In seiner etwas tieferen Rolle konnte er dynamisch in den Sechszehner starten, so wie vor dem 0:1 (8.). Anpassungsschwierigkeiten hatte er keine, schließlich hatte er diese Rolle in seinen ersten zwei Jahren beim BVB regelmäßig gespielt.
Kevin Großkreutz kann überall spielen
Ebenso wenige Anpassungsschwierigkeiten hatte Kevin Großkreutz. Gegen Gladbach trat er noch als Außenstürmer auf, wenige Tage später gegen Bayern spielte er im zentralen Mittelfeld, nun musste er als Rechtsverteidiger ran. Auch wenn über seinen Intellekt zahlreiche Witze kursieren, weist er als Fußballer eine enorme Spielintelligenz auf. Kaum einer kann sich so schnell an neue Rollen und Situationen anpassen. In dieser Partie war Großkreutz auf der rechten Flanke der Antreiber seiner Mannschaft. Er hatte die drittmeisten Ballkontakte aller Spieler, nur Subotic und Kehl konnten mehr verbuchen. Zusammen mit Blaszczykowski sorgte er auf der rechten Seite für Alarm. Er bereitete beide Tore des BVBs vor.
Von Hannover war wenig zu sehen. Aus dem Spiel heraus brachten sie kaum Angriffe über mehr als zwei Stationen zustande. Ein Standard musste für den Anschlusstreffer herhalten, Mohammed Abdellaoue staubte nach einem Fehler von Felipe Santana ab (41.). Es war bereits der zwölfte Hannoveraner Saisontreffer nach einer Ecke oder einem Freistoß, nur Gladbach traf öfter nach ruhenden Bällen.
Doch ein wirkliches Aufbäumen gab es nicht. Vor allem die linke Hannoveraner Seite war vollkommen abgemeldet. In der Pause versuchte Slomka diese Flanke zu beleben, doch die Einwechslung Schmiedebachs brachte keinerlei Verbesserung. Er hatte ebenso wenig Ballkontakte wie sein Vorgänger Rausch in Halbzeit Eins. Phasenweise war er komplett abgemeldet; zwischen der 62. und der 85. Minute spielte er keinen einzigen Pass. Dies unterstreicht abermals die Leistung von Großkreutz, der beide vorbildlich aus dem Spiel nahm.
Hannover nach der Pause besser, aber nicht gut
Auch wenn die linke Seite weiter schwach blieb, war Hannover insgesamt nach der Pause lebendiger. Slomka schien seine Männer etwas wachgerüttelt zu haben. Endlich pressten die Hannoveraner. Sergio da Silva Pinto und Rechtsverteidiger Sofian Chahed nahmen nun höhere Rollen ein und setzten den Dortmundern früher zu. Hannover gestaltete das Spiel nun ausgeglichener, Chancen gab es für Hannover aber kaum.
Stattdessen entstanden nun Konterräume für die Dortmunder. André Hoffmann war im Mittelfeld auf sich alleine gestellt. Schieber und Lewandowski besetzten den Raum neben ihm. Dortmund kam vermehrt zu Möglichkeiten nach langen Bällen. Nach der Einwechslung von Mario Götze (64. für Marco Reus) legte der BVB sein Offensivspiel zentraler an, wodurch sie die Freiräume im Zentrum noch besser nutzen konnten.
Spätestens nach dem 3:1 von Schieber (72.) war das Spiel vorbei. Dortmund gewinnt das Spiel verdient und hätte das Ergebnis angesichts eines Schussverhältnisses von 23:6 noch höher gestalten können. Der BVB musste dabei nicht mal höchstes Tempo gehen, ihr berühmt-berüchtigtes Gegenpressing ließen sie lange Zeit in der Schublade. Die Körner, die sie sparen konnten, werden ihnen gegen Schachtar Donezk am Dienstag sicher helfen.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeUnrJutc2tnKWkmZyyr8aMnZysZZuaw6q6jKCpqF1zaHJ6ksqrnK6sqmSBdX%2BXaWo%3D